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Noch summen und brummen sie und fliegen an sonnigen Herbstagen von Blüte zu Blüte. Doch bald ist die herbstliche Blumenpracht vorbei und es wird ruhig im Bienenstock. Zu einer dichten Traube versammelt, halten sich die Bienen in der kalten Jahreszeit konstant auf 15 Grad.

Schon vor Wochen versorgte Imker Peter Pfeifle seine Bienen mit gezuckertem Tee, Wintervorrat für die lange, blütenlose Ruhezeit. Viele seiner Bienen leben mitten in Stuttgart und sammeln in Vorgärten oder artenreichen Halbhöhen-Gärten ihre Pollen. „Ich hätte nie entdeckt, wie grün Stuttgart ist, wenn ich meine Bienen nicht hätte“, sagt Imker Pfeifle.

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Im Moment sammeln 25 Völker Pfeifles Honig und sie stehen im Mittelpunkt seines Lebens. Jeden Tag besucht er die Stöcke, schaut nach dem rechten und ist überall gern gesehen.

Los geht seine Tour direkt hinterm Haus in der Altenberger Straße: auf dem steil ansteigenden Gartengrundstück verteilt stehen zehn Bienenstöcke. Durch die Blätter der Obstbäume haben die Bienen einen herrlichen Panoramablick auf den Süden Stuttgarts.

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Auf einem Gartengrundstück in Sonnenberg begrüßen ihn – wie fast jedes Mal – zwei schwarze Katzen. Sie wissen: es dauert nicht mehr lange, dann öffnet der Imker eine Dose Futter. „Vor 50 Jahren waren die Bienen noch frecher und warteten schon am Gartentor, was jetzt passiert“, erinnert sich Peter Pfeifle. Heute ginge das nicht mehr, aus Sicherheitsgründen wegen der Nachbarn. Und wegen den Kindergartengruppen, die oft zur Besichtigung herkommen.

Gestochen wird so gut wie niemand: mit ein paar Tricks „züchtet“ Peter Pfeifle besonders sanfte und produktive Bienen, zum Beispiel, in dem er einem aggressiven Volk die Königin wegnimmt und Eier braverer Artgenossen in die Waben legt, aus denen dann die neue Königin krabbbelt und friedliche Gene weiter vererbt.

Vom Ei bis zum Schlüpfen vergehen 21 Tage. Kurze Zeit später legt die Biene los und sammelt drei bis sechs Wochen, genauer: 700 Flugkilometer, dann segnet sie das Zeitliche.

„Die Biene ist etwas besonderes: eine Bienenkönigin lebt über mehrere Jahre, in denen sich das Volk immer wieder erneuert. Ein Bienenvolk besitzt eine faszinierende kollektive Intelligenz. Immerhin schafft es die Biene, seit 40 000 000 Jahren zu überleben. Bevor die Bienen sterben, stirbt der Mensch aus“, ist Imker Pfeifle überzeugt.

Etwa drei Jahre braucht ein Imker-Neuling, bis er die Grundregeln beherrscht, um seine Völker gesund zu halten. Imkervereine geben Tipps und Seminare, auch Peter Pfeifle hält hier und da mal einen Vortrag über seine Beobachtungen oder arbeitet für Studien mit der Uni Hohenheim zusammen.

„Zwar beschäftige ich mich deutlich länger als drei Jahre mit Bienen, doch je mehr ich mit ihnen arbeit, um so weniger glaube ich zu wissen. Die Vorgänge in einem Volk sind derart komplex und immer aufs neue verblüffend“, so der Imker.

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Bienen flogen schon immer durch Peter Pfeifles Leben: der Vater war Imker und bereits als kleiner Bub bekam Peter Pfeifle eine Handvoll Bienen, aus denen sich sein erstes Volk entwickelte. Später gab es kurz auch bienenlose Zeiten, Peter Pfeifle war beschäftigt als Raumausstatter, ebenfalls eine Art Familientradition.

Eines Tages entdeckte er in der Heusteigstraße an einer Hauswand eine Bienentraube. Schnell holte er eine Schachtel, bohrte Luftlöcher in den Karton und fing die Schwärmenden ein. Seither verging kein Tag mehr ohne eigene Bienen und mittlerweile blickt Peter Pfeifle auf über 50 Jahre Erfahrung mit Bienen zurück. Oft wird er angerufen, um ein „streunendes“ Bienenvolk einzufangen.

Während die beiden Miezen genüsslich mampfen, zündet Peter Pfeifle seine Imkerpfeife an und pafft in den Bienenstock – mit seinem langen weißen Bart, der Latzhose und dem Strohhut, schaut er aus wie der Archetypus eines Imkers.

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Der Rauch duftet aromatisch nach einer selbst gesammelten Kräutermischung, er beruhigt die Bienen. Dann zieht der Imker die Waben raus und kontrolliert den Zustand im Inneren des Stocks.

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Nächste Station sind die Bienenstöcke in Vaihingen. Auch der Wirt in der Vereinsgastätte nebenan freut sich immer über einen Besuch des Imkers. Die Stöcke an der Hecke vor seiner Tür hat er allerdings noch nie näher angeschaut.

Im Spätsommer ist es Peter Pfeifle wichtig, dass die Völker gesund und gut versorgt sind, deshalb fährt er heute nochmal zu seinen Schwarzwald-Bienen, schaut, ob alles normal verläuft. An sonnenverwöhnten Plätzchen summen die gestreiften Pelzträger herum und warten auf ihren Zuckertee. An einem Standort gluckst und gluckert die Nagold vorbei und zaubert märchenhafte Lichtreflexe ins Gebüsch am Ufer.

Am Standort beim Sägewerk duftet es nach Fichtenholz. Auf dem Rückweg schaut Peter Pfeifle kurz in der Pfaffenstube rein. Frank, Wirt, Sägewerksbesitzer und ein alter Bekannter, hat im Wald gerade einen riesigen Pilz gefunden. Am Stammtisch erzählt er dem Imker Geschichten aus dem Nagoldtal und warum viele Schwarzwälder den geplanten Naturpark nicht haben wollen.

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Im großen Ganzen ist Imker Pfeifle mit seinen Bienen zufrieden: die lästige Varoa-Milbe, vor der heutzutage kein Stock mehr sicher ist, hält er mit Ameisensäure in Schach, der Zuckertee wird gut verwertet. Immerhin müssen die jetzt schlüpfenden Winterbienen damit bis zum nächsten Frühjahr durchhalten. Aus eigener Kraft könnte das Volk in der kalten Jahreszeit ohne Blumen und Blüten nicht überleben.

Nur in einem Stock herrscht auffallend hektische Aufregung, da wird er die nächsten Tage nochmal genauer rein schauen. In Stöcken, wo kaum eine Biene ein- und ausfliegt oder sich eine aufgeregte Traube bildet, weiß Peter Pfeifle: hier stimmt etwas nicht, das Volk ist verzweifelt!

Trotz guter Abwehrstrategien eines Bienenvolkes, schaffen es auch immer wieder ein paar Eindringlinge in den Stock, Wespen oder manchmal auch Mäuse, die dort überwintern wollen.

Bis es wieder Honig gibt, hat auch Peter Pfeifle ein paar ruhigere Tage. Bei aller Arbeit ist er froh, über seine Bienen: „Wer weiß was, ich ohne sie machen würde, womöglich ständig in der Wirtschaft hocken? So bin ich immer an der frischen Luft, komme rum, treffe Leute und wenn ich morgens durchs Nagoldtal fahre, wo vom Reif alles wie gezuckert aussieht, denke ich mir: schöner kann mans gar nicht haben.

Durch meine Bienen bin ich sehr ausgeglichen: habe ich einen schlechten Tag oder Sorgen, schaue ich einige Zeit den Bienen zu. Dann geht es mir merklich besser. Außerdem: die Arbeit an den Völkern macht eh nur die Hälfte aus. Die andere Hälfte brauche ich für den Verkauf.“

In einem besonders guten Jahr sammelt ein Bienenvolk etwa einen Zentner Honig für den Eigenbedarf – jedes Gramm, das mehr gesammelt wird, kann Peter Pfeifle verarbeiten, im Durchschnitt 20 Kilo jährlich. „Ich bin praktisch Vermieter für die Bienen und mein Anteil am Honig ist die Mieteinnahme.

Gleichzeitig bin ich auch Sozialamt und füttere zu, wenn die Temperaturen nicht so toll sind. Dieses Jahr wurde es zum Beispiel erst im August etwas wärmer. Die Frühjahrstracht fiel buchstäblich ins Wasser: bis Juni sammelten meine Bienen gerade mal fünf Kilo, da muss ich natürlich zufüttern“, so Imker Pfeifle.

Seine Schwarzwald-Bienen brauchen für die gleiche Menge Honig übrigens grundsätzlich länger, weil es dort eben immer ein bisschen kühler ist. Von den Stadtbienen dagegen, kann Peter Pfeifle manchmal noch im Oktober etwas ernten.

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Den Honig verarbeitet er in seiner Werkstatt im Heusteigviertel. Sehen Kinder sein Auto durch die Straßen fahren, winken sie ihm lachend zu. Nachfrage nach Pfeifles Honig ist groß. Beim Wochenmarkt auf dem Wilhelmsplatz, auf der Kulinart oder bei der Dekumo sowie bei Straßenfesten oder in der Fellbacher Kelter gibt es die Gläser mit dem charaktervollen Logo zu kaufen.

Gut zu wissen: Honig von Peter Pfeifle ist ein blütenreines, authentisches Naturprodukt oder wie er selbst sagt: „In meinem Honig stecke ich drin!“ Vor allem der Stuttgarter Stäffeleshonig ist sehr beliebt. Und lecker!

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