maßgeschneidert mit high-tech

Hohenstein Institute ermittelt Konfektionsgrößen mit modernster Technik

Auf Maß gescannt

Kleidung nach Maß gilt auch heute noch fast als Statussymbol. Abmessen, Anpassen und nach Anprobe nochmal ändern hat eben seinen Preis. Einige wenige schütteln den Maßanzug zwar aus der Portokasse, für die meisten aber ist er eine Sonderausgabe, wie beispielsweise für den Berliner Künstler und Architekt Harald Koch, der zwar wenige Stücke besitzt, dafür aber so gut wie immer in maßgeschneiderter Klamotte aus dem Haus geht. Damit auch Konfektion von der Stange immer besser sitzt, geben Bekleidungs-Hersteller und Verbände der Bekleidungs-Industrie regelmäßig Studien in Auftrag, unter anderem beim Hohenstein Institute in Bönnigheim.

Hier arbeiten vier eigenständige Forschungs-Organisationen im textilen Dienstleistungssektor. Vor allem im Bekleidungsphysiologischen Institut steht seit rund 50 Jahren eine Frage im Mittelpunkt: Wie verändern sich die Körpermaße der Deutschen im Lauf der Zeit? Martin Rupp beschäftigt sich mit Antworten, die zum Beispiel per 3D-Laser-Scanner ermittelt werden: „Für die aktuelle Reihenmessung `SizeGermany` haben wir mit 100 Unternehmen zusammen gearbeitet und in eineinhalb Jahren an 31 Standorten 13 000 Kinder, Frauen und Männer vermessen.“

Die Studie ist die erste Reihenmessung, bei der die Bodyscanning-Technologie zum Einsatz kommt. Als Ergänzung zu einem Fragebogen, tastet dabei ein Laser blitzschnell bis zu 70 Körpermaße ab und erzeugt quasi einen virtuellen Zwilling im Rechner, eine virtuelle Darstellung, die wichtige Daten für die Bekleidungsfertigung liefert, die im Gegensatz zum Maßband neutraler und exakter sind. „Die Messung mit Maßband unterliegt einfach diversen Fremdeinflüssen, zudem liefert sie zum Beispiel zwar den Brustumfang, zeigt aber nicht welchen Durchmesser und welche Form er hat, ob er muskulös ist oder vor allem aus Fettgewebe besteht“, so Martin Rupp.

Selbst wenn eine 80 Jahre alte Frau und eine 25-Jährige diesselbe Größe tragen, haben sie ziemlich sicher unterschiedliche Figuren. „Die ermittelten Daten werden also schließlich in Konfektionsgrößen umgewandelt und die Hersteller können fest stellen, wie oft welche Größe in Deutschland vorkommt und wie Kleidergrößen geändert werden müssen, damit sie den heutigen körperlichen Proportionen entsprechen.“ Eine echte Konstante konnten Martin Rupp und sein Team zwar nicht ausmachen, der Trend geht aber recht deutlich zu länger, höher, breiter, sprich: Die Deutschen nehmen tendenziell an Masse zu.

Zwar stehen nach der Studie noch 20 Laserscanner im Handel, doch Martin Rupp hat trotz digitalisierter Messdaten genug Vertrauen in konventionelle Maßschneiderei: „Ich denke, etablierte Konfektionäre haben genug Erfahrung und zuverlässige Systeme – ich habe mir selbst auch schon einen Anzug auf Maß schneidern lassen und war sehr zufrieden. Ich trage ihn nicht oft, etwa fünf Mal im Jahr, aber zu wissen, dass das Teil für einen persönlich angefertigt wurde, ist schon ein tolles Gefühl.“ www.hohenstein.de, www.sizegermany.de

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