medea-material/der auftrag in der wlb

„Heiner-Müller-Abend“ in der WLB Esslingen: Medeamaterial und Der Auftrag

Projektionsflächen für die Gegenwart

Eine Mutter, die ihre Kinder umbringt, um sich am Ehemann zu rächen, drei Abgesandte der Französischen Revolution, die nach dem Tod Napoleons plötzlich ihre Identitäten und Ideale verlieren – beide Male geht es um Verrat, beide Dramen stammen aus Heiner Müllers Feder und kommen als „Medeamaterial / Der Auftrag“ im Januar auf die WLB-Bühne. Chef-Dramaturgin Katrin Enders inszeniert das Müllersche Medeamaterial „Schlachtfelder der Liebe“ als Quasi-Ouvertüre, Intendant und Regisseur Manuel Soubeyrand setzt mit „Der Auftrag“ den Schwerpunkt der Vorstellung. „Als wir uns mit `Der Auftrag` beschäftigten, rückte auch schnell das Medeamaterial ins Blickfeld. Es gibt sehr wenige Autoren, die sowohl männlich als auch weiblich schreiben können. Heiner Müller kann’s und so kam die Idee, beide Stücke zu verbinden – die weiblich und die männlich geprägte Variante des Verrats ergeben das Ganze, das als Projektionsfläche für die Gegenwart dienen soll“, so Manuel Soubeyrand. „In `Der Auftrag` rechnet Heiner Müller bereits früh und fast visionär mit der 68er-Revolution und dem Verrat an ihren Idealen ab. Er stellt die Frage in den Raum: Wie lange halten meine Ideale, unter welchen Umständen setze ich mich für sie ein und wirft damit einen realistisch-pessimistischen Blick auf unsere Tage. Tatsächlich regt sich ja fast niemand darüber auf, dass große Idealisten dieser Bewegung, beispielsweise Joschka Fischer und Gerhard Schröder mittlerweile für etablierte Großunternehmen und als Lobbyisten arbeiten. Medeamaterial/Der Auftrag, Württembergische Landesbühne, Esslingen, www.wlb-esslingen.de

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